Als Kind war MacGyver (im Original gespielt von Richard Dean Anderson) mein persönlicher TV-Serien-Held. Für ihn gab es keine noch so ausweglose Situation aus der er nicht ausbrechen konnte, um die Bösewichte dingfest zu machen. Bei seinen Einsätzen verzichtet MacGyver auf Schusswaffen und findet gewaltfreie Lösungen, sogar dann, wenn man denkt, die einzige Lösung wäre jetzt eine riesige Explosion. Was für ein klasse Typ. Für alle, die ihn nicht kennen, die Faszination MacGyver ist schnell erklärt.

MacGyver begeistert, weil er es schafft aus alltäglichen Dingen, die ihm gerade zur Verfügung stehen, genau das zu basteln, was er benötigt, um jede Situation erfolgreich zu meistern. Mit einem Taschenmesser, einer Büroklammer und einem Gummiband ist er nicht aufzuhalten.
Anders formuliert: MacGyver gelingt es, das Besondere im Alltäglichen zu erkennen.
Ausweglose Situationen unserer Zeit
Wie häufig bist du mit Situationen konfrontiert, in denen du keinen Ausweg siehst und sehr dankbar dafür wärst, wenn da ein MacGyver plötzlich um die Ecke käme und dir deine persönliche Lösung für dein individuelles Problem basteln würde? Betrifft dich nicht? Vielleicht bringen dich folgende Beispiele etwas in Stimmung.
Beispiel 1: Die VUCA-Welt spielt verrückt und ich mach mit
Schneller, höher, weiter: VUCA steht für Volatility/Volatilität, Uncertainty/Unsicherheit, Complexity/Komplexität und Ambiguity/Mehrdeutigkeit. In diesem Zusammenhang muss aus meiner Sicht die Parallelität der Dinge ergänzt werden, also VUCAP. Die Parallelität der Dinge ist ein instabiles Konstrukt aus vielen Variablen. Mögliche Beispiele sind Projekte, Anfragen, Aufträge, Berichtswesen, Bürokratie, der Versuch die Entwicklung von Megatrends zu verfolgen, Freizeitaktivitäten und vieles mehr. All das läuft parallel und verlangt mehr als die möglichen 100% der Leistungsfähigkeit. Das hat seine Ursachen und Wirkungen, wie Zeitmangel, Stress, Druck und dadurch leidet häufig die Qualität der Ergebnisse. Daraus resultieren Fehler und die Zufriedenheit sowie Spaß leiden massiv. So manches bleibt dann unbearbeitet bis hin zur Eskalation. Wie viele Dinge stehen auf deiner ToDo-Liste in Parallelität?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Parallelität der Dinge in der VUCA-Welt stetig zunimmt. Für den, der da mitten drin steckt, fühlt sich das meist ausweglos an.
Beispiel 2: Montags könnt ich kotzen!
Wie ausweglos ist es, wenn dich jeden Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit bereits der Radiomoderator bemitleidet, dass du noch 5 Werktage vor dir hast? Und wöchentlich das Lied „Manic Monday“ von „The Bangles“ mit den Zeilen „It’s just another manic Monday, I wish it was Sunday, …“ gespielt wird. Am Wochenende war die Welt noch in Ordnung, kaum ist Montag und alles ist versaut. Arbeit ist Reizthema, wenn beispielweise die Parallelität der Dinge ausweglos erscheint. Woran liegt das und wird uns dies in Zukunft anders gehen? Werden wir Montags sagen: „Wie geil, endlich Montag!“ oder „Hoch die Hände, Wochenwende!“? Wenn ich mit Leuten spreche, die sich wöchentlich über den Montag beschweren, frag ich gerne mal nach: „Was stört dich denn?“ Wirklich interessant was so manchen nervt. Natürlich sind es meist die Anderen, die Schuld an allem Übel haben. Ausweglos, da wir die Anderen nicht verändern können. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch schnell ersichtlich, dass die Störfaktoren in den meisten Fällen innerhalb des persönlichen Einflussbereichs liegen. Schade ist dabei, dass dies so mancher erkennen kann, jedoch keinerlei Handlungsspielraum sieht, da er denkt, ohne die Tools und Gadgets der Zukunft wäre Veränderung nicht möglich. Die Möglichkeiten sind in vielerlei Hinsicht bereits verfügbar. Das Besondere liegt im Alltäglichen und damit die Handlungsoptionen. Wer hätte das gedacht?
Was würde MacGyver tun?
MacGyver war, soweit ich das aus heutiger Sicht beschreiben kann, so eine Art Freelancer bei der Phoenix Foundation. Nehmen wir an, MacGyver wäre heute ein Angestellter im mittleren Management in einem Konzern, der Büroklammern produziert. Was würde MacGyver tun, damit er und seine Mitarbeiter Spaß an der Arbeit haben? Welche ausweglosen Situationen des Arbeitsalltags würde er erfolgreich meistern? Und vor allem wie?
Sicherlich wäre in seinem Umfeld ein hohes Maß an Kompetenz, Bedeutsamkeit, Selbstbestimmung und Einfluss vorhanden. Einen Tischkicker oder vergleichbare kleine Spaßbringer und Kopffreimacher wären mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls vorhanden. Ich frage mich, wie wohl sein Büro aussehen würde und was er aus den vorhandenen Dingen dort alles machen würde? Eine solide Hängematte aus Post-it’s? Eine Kaffeemaschine aus Briefumschlägen, einer Lupe und einem Schnürsenkel vielleicht?
Das Hier und Jetzt steckt voller Möglichkeiten
Bereits heute können wir Veränderungen im Sinne von Verbesserungen herbeiführen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Nehmen wir nur das Thema Videokonferenzen. In meinem Praxissemester war es noch eine große Herausforderung, eine Videokonferenz zu starten. Es gab eigens eingerichtete Räume, die man nicht einfach so buchen konnte. Videokonferenzen mussten geplant und die Technik vorbereitet werden. Heute kann ich mit Smartphone, Tablet oder PC per Knopfdruck eine Videokonferenz mit vielen Personen starten. 2020 kennen wir den Nutzen dieser problemlosen Konnektivität. Das ging sogar schon Ende 2019. Haben wir es bereits vor Corona in dieser Form genutzt?
Aus meiner Sicht nutzen wir lediglich einen Bruchteil der Möglichkeiten unserer Zeit. Das war bereits in Vergangenheit so und das wird auch in Zukunft so sein. Wieso sind wir nicht in der Lage das vorhandene Potenzial der Gegenwart zu nutzen? Wieso handeln wir reaktiv anstatt proaktiv? Ein möglicher Ansatz liegt in der Innovation durch Assoziation.
Innovation durch Assoziation
MacGyver sieht das Besondere im Alltäglichen. Er kann das Potential des Verfügbaren erkennen und geniale Lösungen hervorbringen. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Gegenwart mehr für uns bereit hält, als wir uns vorstellen können. Die Vorstellungskraft macht uns manchmal jedoch einen Strich durch die Rechnung. Eine mögliche Alternative liegt darin, einen Perspektivwechsel einzunehmen und durch eine andere Betrachtungsweise, wie in einem Puzzle, die Dinge in einen neuen Zusammenhang zu bringen.
Man nehme das Vorhandene, bringe es in neue Verbindung und erlebe die Innovation, die sich daraus ergibt. Ich nenne dies die Innovation durch Assoziation. Was kann Neues durch andere Verwendung und neue Kombination des Vorhandenen, d.h. durch die Assoziation, entstehen?
Exemplarische Beispiele der jüngsten Vergangenheit
IoT ist für mich ein klassisches Beispiel dafür, was möglich ist, wenn man sprichwörtlich die Dinge in den Zusammenhang bringt:
„Der Begriff “Internet of Things” (übersetzt: “Internet der Dinge”) bezeichnet die zunehmende Vernetzung zwischen “intelligenten” Gegenständen sowohl untereinander als auch nach außen hin mit dem Internet. Verschiedene Objekte, Alltagsgegenstände oder Maschinen werden dabei mit Prozessoren und eingebetteten Sensoren ausgestattet, sodass sie in der Lage sind, via IP-Netz miteinander zu kommunizieren.“ Siehe Gründerszene 09.2020
Nehmen wir Uber oder Airbnb, beides erfolgreiche Beispiele für Innovation durch Assoziation, denn Eigentum von Privatpersonen ist nichts Neues, dies zu vermieten bzw. für eine Dienstleistung zu Verfügung zu stellen ebenso wenig. Dennoch, in dieser Konstellation und Verbindung, d.h. Assoziation, absolut Neu und sucht seinesgleichen.
Denken wir kleiner, lokaler und in den Situationen des beruflichen Alltags. Beispiele, die sich dort finden, sind meist weniger spektakulär, jedoch nicht zwangsläufig weniger wirksam. Der Trend im Büro geht eindeutig in Richtung Wohlbefinden, Kreativität, Flexibilität, Individualität uvm. Verknüpft werden hierbei ergonomische Arbeitsplätze mit Loungebereichen, Meetingpoints zum Verweilen und Kommunizieren, Informationsbildschirme, die über Wetter, Auftragseingang und das Tagesessen der Kantine informieren.
Dir fallen sicherlich weitere Beispiele ein, wie man vorhandene Dinge neu denken könnte. Falls nicht, dann hol dir Unterstützung. Vier Augen sehen mehr als zwei und zwei Köpfe denken mehr als einer. Meine Empfehlung: Workshop zur Analyse des Vorhandenen im Unternehmen, neue Verbindung und Kombination des Vorhandenen, Anwendungsbeispiele identifizieren & bewerten. Ergebnis: Innovation durch Assoziation.
Mit meinen Kooperationspartnern dec3 und Bürokult schaffen wir gemeinsam mit unseren Kunden innovative Lösungen mit den Mitteln unserer Zeit, um heute als auch in Zukunft Arbeit neu zu definieren. Das Ziel liegt darin, Freiraum zu schaffen, Potenzial zu entfalten, Erfolge zu feiern und Menschen zu verbinden.
Was denkst du?
Wie viel MacGyver steckt in dir?
Welches Innovations-Potenzial steckt in deinem Umfeld?
Worin liegen aus deiner Sicht die Herausforderungen bei der Innovation durch Assoziation?
Super guter Ansatz! Bin auf die erfolgreichen McGyvers gespannt…
Hallo Gabi, vielen Dank. Ich bin auch sehr gespannt 😊 und fest davon überzeugt, dass wir bald von vielen neuen Ansätze durch innovative Assoziation profitieren können.