Kommt es mir nur so vor oder werden so langsam die undenkbarsten Dinge wahr? Damit meine ich Ereignisse und Veränderungen auf die ich keinen Cent gewettet hätte.
Exemplarische Highlights der undenkbarsten Dinge aus jüngster Vergangenheit
Wenn ich dir vor nur 5 Jahren folgende Wettoptionen genannt hätte, worauf hättest du gewettet?
- Heidi Klum heiratet ein Band-Mitglied von Tokio Hotel.
- Donald Trump wird Präsident der USA.
- Ein 16-jähriges Mädchen erzählt den Politikern der Welt wie Klima- und Umweltschutz geht und animiert tausende Schüler freitags zu Streiken anstatt zu Pauken.
- Eine weltweite Pandemie zwingt die Weltwirtschaft uvm. in die Knie und das öffentliche Leben kommt wochenlang zum Erliegen.
- Fleischlose Bratwurst gibt’s im Kühlregal.
Zwar wäre jede Option heute ein Treffer gewesen, jedoch hätte ich nur die letzte Option in Erwägung gezogen und wenn, dann nur wenig Geld darauf gewettet. Aus meiner Sicht sind die genannten Highlights ein Beleg dafür, dass Neues durch zwei Faktoren gesellschaftliche Akzeptanz finden kann.
Ich nenne sie die zwei Faktoren der unreflektierten Veränderung. Sicherlich mag es in diesem Zusammenhang weitere relevante Faktoren geben. Ich beschränke mich jedoch hier auf die beiden folgenden.
- Das Neue ist rational nicht erklärbar, d.h. das Neue muss völlig abstrakt sein (Heidi), sich dem gesunden Menschenverstand entziehen (Trump), Verwirrung stiften (Greta) oder Emotionen wie Angst auslösen (Corona).
- Das Neue muss aussehen wie das Alte, d.h. so wie man es kennt und am besten noch dieselben Sinne ansprechen wie das Alte, also z.B. genauso schmecken (Veggie-Bratwurst).
Die zwei Faktoren unreflektierter Veränderung im beruflichen Kontext?
Die zwei Faktoren unreflektierter Veränderung sind nicht ausschließlich Phänomene, die in Verbindung mit in den allgemeinen Medien publizierten Veränderungen oder im öffentlichen Leben stattfindenden Veränderungen stehen.
Auch im beruflichen Kontext finden sich Beispiele unreflektierter Veränderungen. Deren Gemeinsamkeiten liegen im Scheitern und darin, dass sie viele Anhänger finden, obwohl sie offensichtlich mehr Wertminderung als Mehrwerte generieren.
Hier zwei aus meinem eigenen Fundus.
Bsp. für Faktor 1 – Das Neue ist rational nicht erklärbar.
Was bei anderen funktioniert wird kopiert!
Das Internet ist voll von Erfolgsgeschichten, die zur Nachahmung verlocken. Waghalsige Adrenalinjunkies der neuen Führungskultur suchen häufig den schnellen Erfolg im Tausch für die nächste Sprosse auf der Karriereleiter hinauf in den Wahnsinn. Ihnen genügt der Glaube, dass es bereits bei anderen funktioniert hat. Mögliche Folgen unreflektierter Veränderung sind:
- völlig abstrakte Abläufe, die aus willkürlicher Verknüpfung von Prozessen und Systemen entstehen und neben Mehraufwand die Arbeitsergebnisse mit Fehlern behaften. Wenn z.B. der Vertrieb die Produktionsplanung und Auftragsterminierung übernimmt, um dem Kunden schneller Termine nennen zu können und dadurch ein Terminchaos aus Überbuchung, Terminverschiebungen und unzähligen Prioritätsstufen entsteht.
- Hierarchieebenen die ohne gesunden Menschenverstand aufgelöst werden und unverhältnismäßig viele Abstimmungen unzähliger Entscheider erforderlich machen.
- verwirrende Mottopartys im Kollegenkreis außerhalb der Arbeitszeit zu denen der hippe Chef einlädt, keiner will hin, aber jeder denkt, dass er hin muss und sich im Grunde nur dafür schämt.
- oder erwartete Emotionen wie Begeisterung für angeordnete Zusatzschichten wegen eines neuen Mega-Auftrags, der mit Hilfe eines unwirtschaftlichen Rabatts zustande kam.
Bsp. für Faktor 2 – Das Neue muss aussehen wie das Alte.
Das unreflektierte Digitalisierungsprojekt
Aus Angst, die Mitarbeiter könnten den Absprung vom Papier an den Rechner nicht schaffen, wurde ein Digitalisierungsprojekt gestartet, das den bisherigen Ablauf digitalisiert, ohne auch nur einen Schritt zu verändern. Das Projekt war auf Akzeptanz und nicht auf echte Verbesserung ausgelegt.
Die Erkenntnis aus dem Projekt: „Wenn man einen schlechten analogen Prozess digitalisiert, dann wird daraus ein schlechter digitaler Prozess.“ Der vermeintliche Vorteil lag darin, dass sich die Schulungskosten in Grenzen hielten, denn der schlechte Prozess war ja schon bekannt.
Der Sinn der Digitalisierung liegt jedoch nicht ausschließlich darin Schulungskosten und Druckerpapier zu sparen, sondern Abläufe zu verbessern. Darin liegen große Chancen und großes Optimierungspotenzial , wenn endlich verstaubte Prozesse angepackt werden, sofern man es gleich richtig macht.
An unreflektierten Veränderungen kann man sich die Finger verbrennen
Wer wie die Feuerwehr durch das Unternehmen rennt und versucht einen Brand (=Problemeskalationen) nach dem anderen zu löschen, hat sich meiner Meinung nach eine Ehrenurkunde für Fleißarbeit verdient.
Diese Helden hinterlassen jedoch oft mehr Schaden als echte Verbesserung, denn sie handeln erst, wenn es brennt und dann auch noch unter hohem Druck, weshalb die Veränderungen meist unreflektiert sind und oberflächlich Symptome behandeln. Von offener Kommunikation und Basics des Change-Managements ganz zu schweigen.
Anders formuliert: Wer reaktiv statt präventiv verändert, versteht Veränderung nicht als Synonym für Verbesserung.
Fokus Verbesserung durch Veränderung von Anfang an
Das Bündnis aus Widerstand im Zusammenhang mit Veränderung ist scheinbar untrennbar. Wer kennt die Aussagen nicht? „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Mir gefällt am besten der Spruch: „Wir haben keine Zeit die Axt zu schleifen, wir müssen ja Bäume fällen.“ Abraham Lincoln war da ganz anderer Ansicht: „Wenn ich acht Stunden Zeit hätte, um einen Baum zu fällen, würde ich sieben Stunden dafür aufwenden, meine Axt zu schärfen.“
Wer den Fokus auf Verbesserung legt und das von Anfang an, dessen Erfolgschancen nehmen stark zu. Wer dann noch seine Mitarbeiter involviert, informiert und auf Augenhöhe kommuniziert und einige weitere Grundprinzipien mehr verfolgt, dem ist der Erfolg schon fast gewiss.
Im Themenbereich New Work stehen diese Ansätze in Verbindung zur individuellen Verbesserung durch reflektierte Veränderung.
New Work – Mehr als nur eine Alternative
Im Wesentlichen geht es bei New Work für mich darum, Unternehmen und die Arbeit als solche zukunftsfähig zu gestalten, wodurch unreflektierte Veränderungen ausgedient haben.
Unternehmen sind individuelle Verbindungen aus Menschen. Diese Menschen verbinden ihre Kompetenzen dazu, um Einfluss auszuüben und etwas zu verändern. Verbinden die Menschen in einem Unternehmen zusätzlich die Bedeutsamkeit ihrer Tätigkeit mit ausreichend Freiraum zur Selbstbestimmung, wird Potenzial entfaltet, Erfolge können gemeinsam gefeiert werden und die Verbindung zwischen den Menschen wird stärker.
Ich plädiere für mehr psychologisches Empowerment. Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter zur Verbesserung befähigen, anstatt ihnen unreflektierte Veränderungen zu befehligen. Das Unternehmen, d.h. die gemeinsam arbeitenden Menschen sollten sich gegenseitig den Respekt und das Vertrauen schenken, das sie sich verdient haben.
Die Menschen in einem Unternehmen benötigen den Zugang zu qualitativ hochwertigen Wissen, durch Schulungen, Fortbildungen & Coaching, unterstützende Systeme, wie Features aus der wachsenden Welt der Digitalisierung und Arbeitsplätze (Zuhause oder im Büro des Unternehmens) die Spaß machen.
Mit meinen Kooperationspartnern Bürokult und dec3 unterstützen wir Unternehmen, ihre Gegenwart und Zukunft proaktiv durch gezielte Veränderungen in Zusammenhang mit New Work zu verbessern, damit unsere Kunden eine reiche Ernte aus Erfolgen einholen können.
Was denkst du?
Welche Highlights der undenkbarsten Dinge fallen dir noch ein?
Welche Faktoren unreflektierter Veränderung hältst du zusätzlich für relevant?
Was benötigen die Menschen in den Unternehmen aus deiner Sicht?